Elsbeere
Baumraritäten
Elsbeere, Speierling, Wildbirne – Wer kennt diese Baumnamen? Wer weiss, wie diese Bäume aussehen? Es sind drei gefährdete, seltene Baumarten. In diesem Wald wachsen mehrere Elsbeer-, Speierling- und Wildbirnenbäume. Sie sind mit ihren Namen angeschrieben.
Artenreich
Mit der intensiven Bewirtschaftung der Wälder wurden im letzten Jahrhundert viele heimische Baumarten verdrängt. Sie sind selten geworden. Es lohnt sich, sie wieder zu vermehren. Denn ein artenreicher Wald ist ein Gewinn für die Artenvielfalt in der Schweiz. Ausserdem verkraftet er extreme Belastungen wie Sturmschäden und Borkenkäfer-Invasionen besser.
Pflanzaktion
Die Gemeinde Kriens hat in diesem Wald an lichten Orten und am Waldrand je zehn Elsbeer-, Speierling- und Wildbirnenbäume gepflanzt. Die Wildbirne wird sich am Waldrand zur Strauchform ausbilden. Die Elsbeere blüht weiss, ihre Beeren sind zuerst olivgrün, dann braun. Der Speierling blüht angenehm duftend, seine apfel- oder birnenförmigen Früchte sind bis 3 Zentimeter gross.
Seltene Baumarten erkennen
Elsbeere, Speierling, Wildbirne, Wildapfel sollen wieder gefördert werden, weil ihr Erbgut erhaltenswert ist und weil sie eine wertvolle Futterquelle für Tiere des Waldes sind. Man kann die Elsbeere, den Speierling, die Wildbirne und den Wildapfel an ihren Blüten, Früchten, Blättern und an der Rinde erkennen. Früher wurden das Holz und die Früchte dieser Baumarten für verschiedene Zwecke genutzt.
Elsbeere
Die Elsbeere gehört zu den seltensten Baumarten der Schweiz. Nur noch etwa 46`000 Bäume stehen in unseren Wäldern.
Die Elsbeere blüht zwischen Mai und Juli.
Ausgereifte Früchte der Elsbeere
Elsbeere erkennen. Die Rinde der Elsbeere ist eichenartig. Die ahornartigen Blätter haben viele Formen, sogar am gleichen Baum. Im Herbst verfärbt sich das Laub in ein prächtiges Orangerot. Die weissen Blüten bilden aufrechte, lockere Doldenrispen. Die verkehrt-eiförmig bis rundlichen Früchte sind zuerst olivgrün, später braun. Der Baum wird bis 30 Meter hoch.
Holz der Elsbeere
Verwendung der Elsbeere. Trockenes Elsbeerholz ist formkonstant. Daher wurden früher damit Messgeräte hergestellt, Drechslerarbeiten gemacht und bis heute werden damit Musikinstrumente gefertigt, vor allem Flöten. Heute ist Elsbeerholz auch für Furniere gesucht. Unglaubliche Preise werden dafür bezahlt, so zum Beispiel im Februar 2000 in Deutschland für einen Festmeter über 28'000 Mark. Die Früchte kann man zu Säften, Konfitüre oder zu einem edlen Schnaps verarbeiten. Im Mittelalter linderte man mit dem Saft der Elsbeerfrüchte Magen- und Darmerkrankungen wie Durchfall und Ruhr.
Bild 1: Andreas Rudow, ETHZ
Bild 2: Roman Döppler, LWG
Bild 3: Rolf Dürig, www.codoc.ch
Speierling
Die Herkunft des Namens „Speierling“ ist unklar. Vielleicht besteht ein Zusammenhang zum bayrischen Dialektwort „sper“. Es bedeutet „trocken“ und würde auf die trockenen Früchte hinweisen. Der Speierling ist selten geworden. Eine der Ursachen dafür ist die schwierige Nachzucht aus den Samen. Die Früchte enthalten keimhemmende Stoffe, die erst im Darm früchteverzehrender Vögel abgebaut werden.
Der Speierling blüht im Mai.
Früchte des Speierling
Speierling erkennen. Den Speierling kann man auf den ersten Blick leicht mit der Vogelbeere verwechseln. Typisch ist aber die Borke: Sie bildet längliche, rechteckige Schuppen, die ihr ein dachziegelartiges Aussehen geben und sich meist von unten ablösen. Die Blätter sind gefiedert und lichtdurchlässig. Ein sicheres Erkennungsmerkmal sind die bis 3 Zentimeter grossen apfel- oder birnenförmigen Früchte. Der Baum wird bis 20 Meter hoch.
Holz des Speierling
Verwendung des Speierling. Das Holz des Speierlings ist fein, hart, schwer, druckfest, elastisch und gut zu bearbeiten. Früher war es begehrt für die Herstellung von Schrauben, Pressen, Musikinstrumenten oder beim Bau von Schiffsbugen. Heute ist es im Möbelbau begehrt und erzielt als Furnierholz Höchstpreise. Mit den gerbstoffreichen Früchten kann man Most und Wein klären, deren Aroma und Haltbarkeit verbessern und einen edlen Schnaps brennen. Man kann die Früchte auch für Konfitüre, Mehl und als Tierfutter verwenden. Im Mittelalter linderte man mit den Äpfeln des Speierlings Magen- und Darmerkrankungen wie Durchfall und Ruhr.
Bild 1: Andreas Rudow, ETHZ
Bild 2: Roman Döppler, LWG
Bild 3: Rolf Dürig, www.codoc.ch
Wildbirne
Schon in der Steinzeit war die Holzbirne ein Lebensmittel. Griechen und Römer veredelten dann den Birnbaum. Die Römer kannten bereits über vierzig Kultursorten. Heute gibt es über tausend verschiedene Speise- und Mostbirnensorten. Früher wurde der Birnbaum häufig als Ort von Drachen, Hexen und Dämonen angesehen. Birnbaum und Apfelbaum sind im Obstgarten wie ein Paar: Der Apfelbaum symbolisiert das Weibliche, der Birnbaum das Männliche.
Die Wildbirne blüht von April bis Mai.
Wildbirnen
Wildbirne erkennen. Die Borke der Wildbirne ist graubraun und tief eingerissen; sie trägt kleine, würfelförmige Schuppen. Das Blatt der Wildbirne ist fein gezähnt. Die Wildbirne trägt meist Dornen. An der Form und Grösse der Früchte und an der (bei der Wildbirne) fehlenden roten Farbe lassen sich Wildbirne und Kulturbirne unterscheiden. Der Baum wird bis 20 Meter hoch.
Holz der Wildbirne
Verwendung der Wildbirne. Birnbaumholz zählt zu den kostbarsten einheimischen Holzarten. Schreiner, Drechsler und Bildhauer schätzen die schöne Struktur, die warme Farbtönung und die guten Eigenschaften für die Verarbeitung. Birnbaumholz wird vor allem für Möbel verwendet und auch für den Bau von Musikinstrumenten. Die Früchte der Wildbirne wurden im Mittelalter als Heilmittel gegen Durchfall, Migräne sowie Rippen- und Brustfellentzündung verwendet.
Wildapfel
Der Apfel war in allen euro-asiatischen Kulturen ein Symbol für das Leben, die Fruchtbarkeit und die Liebe. Als Reichsapfel war er Herrschaftssymbol, als Goldapfel in nordischen Sagen Sinnbild für ewige Jugend, als Zankapfel stand er für den Streit um einen Apfel als Geschenk für die schönste der Göttinnen. In der christlichen Symbolik ist der Apfel Ausdruck für Erkenntnis und Sünde; er führte zur Vertreibung des Menschen aus dem Paradies. Dieser Symbolverschiebung begegnet man auch in Märchen: Im Schneewittchen steckt im Apfel der Tod, bei Frau Holle trifft das einsame Mädchen in der Unterwelt auf einen Apfelbaum.
Der Wildapfelbaum blüht im April bis Mai.
Wildäpfel
Wildapfel erkennen. Die Rinde ist eine graubraune, längsrissige Schuppenborke. Die Blätter sind ei-rundlich, kerbig gesägt und 4 bis 8 cm lang. Die Blüten sind rosa-weiss. Die kugeligen Früchte sind gelbgrün mit roter Backe. Der Baum wird bis 20 Meter hoch.
Holz des Wildapfels
Verwendung des Wildapfels. Wildapfelholz ist wenig stabil und wird für Werkzeuge, Spielwaren, Drechslerarbeiten, Schnitzereien verwendet. Die Früchte des Wildapfels sind gedörrt oder gekocht geniessbar. Sie ergeben auch ein edlen Schnaps